Lunatummalazie

Synonyme:
Lunatummalazie (Erweichung des Mondbeins) (engl: Lunatum malacia)
Lunatumnekrose (Absterben des Mondbeins) (engl: Lunate necrosis)
Kienböck Krankheit (engl: Kienbock's disease)

Kurzbeschreibung
Die Lunatummalazie ist eine seltene Krankheit des Handgelenks, die oft von Ärzten nicht erkannt wird.
Ein Knochen der Handwurzel (das Mondbein) stirbt ab und löst sich im Verlauf von Monaten auf.
In der Handwurzel treten Schmerzen auf und die Beweglichkeit ist eingeschränkt.
Diese Seite erklärt für Laien und Mediziner die Krankheit, die Stadien und Operationsmethoden.

Anatomie der Hand

Handskelett

Bänder

Skelett & Bänder (Schnitt)

Spongiosa / Coricalis
Auf diesem Bild sieht man gut die Spongiosa (= "Schwamm"), die den Knochen ausfüllt. Sie besteht aus Knochenbälkchen, die fein verästelt dem Knochen Stabilität verleihen. In den Zwischenräumen befindet sich das Knochenmark (flüssig), dessen Aufgabe die Bildung der Blutzellen ist. Der äußere Rand des Knochens heißt Corticalis (= "Rinde"), er besteht aus massivem Knochen.

Arterien & Nerven

Aufbau & Funktion eines Gelenkes

Synovia
Die Synovia ist die "Gelenkschmiere". Sie ist ein Filtrat aus dem Blut (Serum), dem Hyaluronat beigemischt ist, durch das sie ihre Schmierfähigkeit erhält. Die Synovia dient aber nicht nur dazu, das Gelenk zu schmieren, sondern sie enthält auch Nährstoffe um den Knorpel zu versorgen, der keine eigene Blutversorgung hat. Der Knorpel wird von der einen Seite durch die Synovia im Gelenkspalt (rote gestrichelte Pfeile) und von der anderen Seite aus den subchondralen Gefäßen im Knochen versorgt.

Die Synovialis ist die Innenschicht der Gelenkkapsel. Sie produziert die Synovia.


Ätiologie (Entstehung)

Es ist nicht endgültig geklärt, was das Absterben des Mondbeines verursacht.
Wahrscheinlich wird die Blutzufuhr des Knochens durch einen Defekt in seiner (kleinen) Arterie nicht mehr gewährleistet worauf hin er abstirbt.

Es wird diskutiert, daß die sogenannte Ulnaminusvariante die Lunatummalzie begünstigen kann.
Hierbei ist (angeboren) die Ulna (Elle, rechts im Bild) überdurchschnittlich kürzer als der Radius (Speiche) wodurch das Mondbein stärker belastet wird.

In einigen Büchern ist zu lesen, dass Erschütterungen des Handgelenks (wie Arbeiten mit dem Presslufthammer) die Lunatummalazie begünstigen sollen.
Andere Autoren widersprechen dem.

Tatsache ist auf jeden Fall, dass die Lunatummalazie völlig ohne äußere Einflüsse auftreten kann.


Diagnose

Die Lunatummalazie verursacht leichte bis mittelschwere dumpfe bis stechende Schmerzen, die wandern können.
Da Schmerzen im Handgelenk verschiedenste Ursachen haben können (von Fraktur (Knochenbruch) bis hin zu Krebs) sind weitere Untersuchungen unerlässlich.
Leider ist im Anfangsstadium noch keine Veränderung im Röntgenbild zu sehen.
Im Anfangsstadium ist die EINZIGE Diagnosemöglichkeit die Kernspintomografie mit Kontrastmittel.
In den weiteren Stadien kann man zunehmend auch Veränderungen im Röntgenbild sehen.

Leider gibt es viel zu viele Orthopäden, die Schmerzen im Handgelenk ohne weitere Diagnose als Sehnenscheidenentzündung oder Arthritis diagnostizieren und mit Ruhigstellung, Diclofenac, Salbenverband oder gar Kortisonspritzen ins Gelenk behandeln wollen.
Eine Arthritis (Gelenkentzündung) kann vielerlei Ursachen haben.
Auch die Lunatummalazie hat eine Arthritis zur Folge. (Das Handgelenk ist leicht warm, leicht geschwollen und die Beweglichkeit ist leicht eingeschränkt)
Behandelt ein Arzt aber eine Arthritis ohne deren Ursache gefunden zu haben, sollte man umgehend den Arzt wechseln!
Obwohl die Lunatummalzie zum Stoff des 2. Staatsexames eines jeden Medizinstudenten gehört, gibt es Örthopäden, die sie in Stadium 1 auf dem Röntgenbild nicht erkennen!
Fakt ist: Die Lunatummalazie ist eine seltene Krankheit - viele Orthopäden ziehen sie gar nicht in Betracht oder kennen sie schlicht nicht.
Eine Fehldiagnose hat weitreichende Folgen: Der Patient vergeudet wertvolle Zeit, in der sich die Hand weiter verschlechtert.

Einige Differentialdiagnosen sind aber leicht möglich:
- Die Sehnenscheidenentzündung tritt nach Überlastung der Hand auf (z.B. nach intensivem Gitarrespielen)
- Eine Fraktur (Bruch) tritt nach einem Sturz auf die Hand auf.
- Die Lunatummalazie kann dagegen ohne irgendwelche äußeren Auslöser auftreten. Sie ist einfach eines Tages da.

- Eine Sehnenscheidenentzündung klingt bei Ruhigstellung nach ein paar Tagen von allein ab - die Schmerzen bei Lunatummalazie bleiben dagegen auch nach Wochen bestehen, sie können u.U. durch Ruhigstellung sogar stärker werden.
- Eine Fraktur ist normalerweise auf dem Röntgenbild zu sehen.
- Rheuma läßt sich im Blut nachweisen.

Tip
Hast du das Gefühl, dass dein Arzt nicht weiß, woher die Schmerzen kommen, wechsle den Arzt!
Auch in der Ambulanz in einem Klinikum findet man Orthopäden. Diese haben den Vorteil, dass sie bei Unklarheiten oder Zweifeln einen Kollegen oder Oberarzt um Rat fragen können. Ein niedergelassener Artzt hat in seiner Praxis allein diese Möglichkeit nicht.
Oft entwickeln sich auch (gerade ältere) niedergelassene Ärzte nicht mehr weiter: sie wenden Therapien an, die längst überholt sind.

Stadien

Die Krankheit lässt sich in 5 Stadien einteilen. Je weiter fortgeschritten sie ist, desto schlechter sind die Ergebnisse nach der Operation.

Das Mondbein wird nicht mehr mit Blut versorgt.
Über die Synovialis (siehe Abschnitt Anatomie) wird der äußere Knochen aber noch teilweise mit Nährstoffen versorgt.
Deshalb sterben zuerst die inneren Teile des Knochens, zuletzt die äußeren Bereiche der Corticalis.

Wird die Lunatummalazie nicht operiert, führt sie zur Handgelenksarthrose.


Stadieneinteilung nach Decoulx

Stadium 0 In diesem Stadium treten die ersten Schmerzen im Bereich des Handgelenkes auf. Auf einem Röntgenbild sind jedoch noch keine Veränderungen des Mondbeines zu erkennen, die auf die Erkrankung hinweisen können.
Stadium 1 Die Schmerzen treten nun verstärkt auf und die Beweglichkeit der Handwurzel ist eingeschränkt. Im Röntgenbild lässt sich eine Verdichtung des Mondbeines (heller) bei noch erhaltenen Umrissen erkennen.
Stadium 2 Weiterhin bleiben Schmerzen vorhanden. Auf dem Röntgenbild sieht man im Mondbein ein mosaikförmiges Nebeneinander von Sklerose (Ersatz von abgestorbenem Knochenmaterial durch Bindegewebe) und Osteolyse (Auflösung des Knochens, z.B. Zysten). Weitestgehend ist die äußere Form jedoch noch vorhanden.
Stadium 3 Auf einem Röntgenbild ist nun ein zusammengebrochenes und fragmentiertes Mondbein zu sehen. Die Handgelenksarthrose beginnt.
Stadium 4 Die Arthrose der Handwurzel hat eingesetzt und das Mondbein ist deformiert.

Röntgenbilder

Stadium 0:
Röngenbild ohne Befund (roter Pfeil: Os Lunatum)


Stadium 1:

2 Monate nach Beginn der Schmerzen
Das Mondbein (roter Pfeil) ist sichtbar verdichtet (heller).
Es gibt Orthopäden, die dieses Bild für "unauffällig" halten.
In diesem Stadium erzielt eine OP noch sehr gute Ergebnisse
.

Stadium 2:
9 Monate nach Beginn der Schmerzen
Besonders in der Seitenaufnahme sieht man, dass das Mondbein (roter Pfeil)
keine einheitlich zusammenhängende Struktur mehr aufweist.
(Vermutlich eingewachsenes Bindegewebe)

Stadium 3:
12 Monate nach Beginn der Schmerzen
Das Mondbein (roter Pfeil) besteht nur noch aus Bruchstücken.
Es ist nicht mehr zu retten und muß komplett entfernt werden.


 

Kernspintomografie   = Magnetresonanztomografie (MRT)

Im Stadium 0 ist Kernspin die einzige Diagnosemöglichkeit.
In den weiteren Stadien dient sie der Differentialdiagnose zu anderen Erkrankungen.

Es wird zuerst die Hand vom Tomographen eingescannt. (Dauer ca. 15 Minuten)
Dann wird das Kontrastmittel gespritzt und eine weitere Aufnahme gemacht.
Der Computer des Tomographen subtrahiert anschließend beide Bilder voneinander und man sieht, wo sich das Kontrastmittel angelagert hat.
Der gesunde Knochen nimmt durch seine Blutgefäße Kontrastmittel auf (weiss).
Das tote Mondbein (roter Pfeil) hingegen hat kein Kontrastmittel aufgenommen, es erscheint schwarz.


Achtung:
Insgesamt besteht die MRT Aufnahme aus ca. 80 Bildern. Daraus wurden die obigen 3 Bilder ausgewählt, auf denen man das Mondbein am Besten sieht. Der folgende Befund ist nicht aus den 3 obigen Bildern allein abzuleiten, er bezieht sich auf alle Bilder!

MRT Befund   (Lunatummalazie in Stadium 3)

Darstellung:
Coronar mit einer STIR-Sequenz (s.u.) sowie T1 (s.u.) vor und nach i.v. (s.u.) KM (s.u.)-Gabe - mit Subtraktion (s.u.), sagittal fettsupprimiert (s.u.) T1-gewichtet nach i.v. KM-Gabe.

Klinische Angaben:
Lunatum-Malazie rechts - präoperative (s.u.) Abklärung - Symptomatik seit ca. einem Jahr.

Befund:
Das Os lunatum (s.u.) ist zum einen abgeflacht, zum anderen zur Beugeseite hin atypisch ausgezogen, beugeseitig darüber hinaus unregelmäßig konturiert (s.u.). In allen Wichtungen zeigt es ein pathologisches (s.u.) Markraumsignal (s.u.), wobei die überwiegenden Anteile des Knochens (zentrale und streckseitige Anteile) in allen Wichtungen gleichermaßen signalarm sind, kein KM aufnehmen. Lediglich die beugeseitigen Anteile, die usuriert (s.u.), unregelmäßig konturiert wirken, zeigen in Höhe der Usuren eine Aufnahme des KM. Dies entspricht jedoch wahrscheinlich synovialem (s.u.) Material, das in die Usurierungen des Knochens vorwächst. Die Synovialmembran (s.u.) des Carpus (s.u.) ist deutlich verplumpt, nimmt das KM kräftig auf. Begleitend mäßiggradige Ergußbildung. Die übrigen Handwurzelknochen sind unauffällig.

Beurteilung:
Lunatum-Malazie, anscheinend bereits mit Kondensation und beugeseitig beginnender Fragmentation (s.u.) des Knochens. Das zur Transplantation vorgesehene Os pisiforme (s.u.) hat ein normales Markraumsignal, ist normal konturiert.


Erklärung der medizinischen Fachbegriffe:

STIR coronar, T1, T2 sagittal, axial... = verschiedene Aufnahme- / Auswertungs-Techniken des Kernspin Tomogramms.
i.v. =
intravenös (in die Vene gespritzt)
KM
= Kontrastmittel
Subtraktion = (siehe Erklärung oben)
präoperativ = vor der Operation
Os lunatum = Mondbein
konturiert = geformt
pathologisch = krankhaft
Markraumsignal = MRT Signal, das aus dem "Innen"raum des Knochens kommt, (wo sich auch das Knochenmark befindet)
Usuren = Kochenschwund z.B. durch Druck, Abnutzung.
Synovialis, Synovialmembran = Innenschicht der Gelenkkapsel (siehe Abschnitt Anatomie)
Carpus = Handwurzel
Fragmentation = Im Stadium 3 der LM beginnt das Mondbein in mehrere Stücke zu zerbrechen
Os pisiforme = Erbsenbein (siehe Abschnitt Operationsmethoden)

 

Alternativen zur Operation

Für alle, die Angst vor einer Operation haben und es erst mal mit alternativen Methoden wie Osteopathie, Homöopathie, chinesischer Medizin, Reiki oder ähnlichem versuchen wollen, muß ganz klar gesagt werden, dass dies keinen Erfolg haben kann, denn alle alternativen Heilmethoden können zwar Krankheiten heilen, aber niemals Totes wieder zum Leben auferwecken. Dies ist völlig unmöglich.
Der Knochen ist tot und wird nie wieder zu leben anfangen. Er wird langsam vom Immunsystem abgebaut.
Wer glaubt, die Operation umgehen zu können, wird die bittere Erfahrung machen, dass er mit all diesen Versuchen nur kostbare Zeit vergeudet hat:
-- Zeit, in der der Zerfall es Knochens weiter fortschreitet,
-- Zeit, in der die Beweglichkeit der Hand weiter abnimmt - unwiederbringlich bis zum Lebensende.

Wenn bei dir eine Lunatummalazie diagnostiziert wurde, melde dich SOFORT für eine OP bei einem erfahrenen Handchirurgen an!
Je früher die Operation, desto besser das Ergebnis!
Die Wartezeiten für einen OP Termin betragen ohnehin mehrere Wochen bis Monate, in denen die Hand sich weiter verschlechtert!

Operation

Befindet sich die Krankheit bereits im Stadium 2 wird die Hand auch nach der Operation eingeschränkt beweglich bleiben.
In diesem Fall verhindet die Operation aber die weitere Zerstörung der Handwurzel und die weitere Abnahme der Beweglichkeit.

Das tote Mondbein wird langsam vom Immunsystem durch Bindegewebe ersetzt, was schließlich zur Arthrose führt.
Ab Stadium 4 rutschen die benachbarten Knochen in die entstandene Lücke und die Handwurzel verliert ihre Stabilität.
In diesem Fall kann die Handwurzel chirurgisch so verschraubt werden (Arthodese), dass sie unbeweglich ist und die Schmerzen aufhören.
(Die Finger bleiben weiterhin beweglich)

Je nach OP Methode und Stadium der Krankheit können auch nach erfolgreicher OP nach Jahren erneut Beschwerden in der Hand auftreten.

Im Prinzip kann eine Operation an der Hand unter Lokalanästhesie durchgeführt werden.
Ist aber geplant, aus dem Beckenknochen Spongiosa zu entnehmen, (siehe unten) ist eine Vollnarkose erforderlich.

Warten auf die OP
In der Zeit nach Diagnosestellung bis zur OP ist es empfehlenswert, eine Handgelenksorthese zu tragen.
Diese enhält in der Unterseite eine Metallschiene, die die Bewegung des Handgelenks verhindet.
Der Zweck ist, Belastungen zu vermeiden, die zum Zerbrechen des nun instabilen Mondbeines führen können.
Die Orthese sollte aber unbedingt öfters abgenommen werden und die Hand (ohne Kraft) vorsichtig bewegt werden sonst wird sie steif.


Vor der OP
2 Wochen vor der OP sollte man kein Aspirin, Paracetamol oder Diclofenac mehr nehmen, da diese über mehrere Tage die Blutgerinnung verlängern.

Soll eine Lokalanästhesie durchgeführt werden, spritzt der Anästhesist ein Anästhetikum durch die Axelhöhle an die Nerven des Armes. (Plexus Brachialis) In der Regel wird hierhin auch noch ein Plexuskatheter (dünner Schlauch) für die spätere Schmerzbehandlung gelegt.

Die OP
Die OP selbst wird unter "Oberarmblutleere" durchgeführt. Das heißt, um den Oberarm wird eine Manschette gelegt (wie zum Blutdruckmessen) und so stark aufgepumpt, dass die Arteria Brachialis abgedrückt wird und kein Blut mehr in die operierte Hand fließt.
Die Dauer der OP hängt natürlich von der jeweiligen OP Methode ab. Bei der Transposition des Os pisiforme (s.u.) sind es z.B. 3 Stunden.

Nach der OP
Nach der OP sind die Finger der operierten Hand geschwollen. Dagegen bekommt man z.B. Voltaren (Diclofenac)
Die Finger können auch sehr warm sein. (Durchblutungsfördernde Medikamente)
Man sollte nach der OP die Finger möglichst viel bewegen, auch wenn es weh tut!

Schmerzen
Generell führen Operationen an Knochen zu einem tiefen dumpfen Schmerz.
Über den Plexuskatheter (s.o.) kann über einen Perfusor ein Lokalanästhetikum an die Nerven gepumpt werden, was die Schmerzen deutlich lindert. Die Dosis kann so je nach der Stärke der Schmerzen gut reguliert werden.
Nebenwirkungen: Da es nicht nur auf die sensorischen Nerven wirkt, sondern auch auf die motorischen Nerven, kann die Muskelkraft im Arm je nach Dosierung so weit eingeschränkt sein, dass man es nicht mehr schafft, den Arm zu heben. Außerdem sind Parästhesien (ständiges Kribbeln) normal. Der Arm fühlt sich an wie "eingeschlafen". Nach 1- 2 Tagen ist das Schmerzmittel in der Regel nicht mehr erforderlich.

Gips
Nach der ambulanten OP oder der Entlassung aus dem Krankenhaus bekommt man einen "Gips". Den Gips im klassischen Sinne gibt es heute nicht mehr. Vielmehr wird ein Wickelverband um Unterarm und Hand gewickelt, der innnerhalb von einer Stunde hart wird. Der Vorteil gegenüber dem guten, alten Gips ist neben der einfachereren Verarbeitung, dass er leichter ist und man darunter nicht schwitzt, weil das Material durch seine vielen Poren luftdurchlässig ist. Den "Gips" trägt man je nach OP und Arzt zwischen 3 und 5 Wochen. Für diese Zeit kann man sich krank schreiben lassen.

Mobilisierung
Nach dem Abnehmen des "Gips" ist die Hand (auch die Finger) sehr steif. Es kann sein, dass bereits eine Bewegung von 5 Grad schmerzt. Um die Narbe herum ist das Gewebe sehr hart und die Hand ist geschwollen. Letzteres liegt daran, dass bei der OP Lymphgefäße beschädigt wurden, die sich erst langsam in den folgenden Monaten neu bilden.
Bis die Hand wieder beweglich ist, sind meist mehrere Monate erforderlich. Man wird aber nur in den seltensten Fällen mehr Beweglichkeit erreichen als man vor der OP hatte. Ein Handstand wird danach wohl nicht mehr möglich sein (und ist auch nicht ratsam!).
Ob es sich lohnt, für die Re-mobilisierung der Hand 10 mal zu einem Krankengymnasten zu gehen, ist sehr fraglich, denn das Handwurzelgelenk ist ja überwiegend nur in einer Achse beweglich und viele ausgefeilte Bewegungsübungen fallen auch einem Krankengymnasten dafür nicht ein.
Man sollte auf jeden Fall in den Wochen nach Abnahme des "Gips" jede Gelegenheit nutzen, (z.B. beim Fernsehn gucken) die Handwurzel und die Finger so viel wie möglich (ohne Gewalt) zu beugen und dehnen und die Narbe zu massieren. Wenn man das regelmäßig tut ist das die beste Krankengymnasik.

Zukunftsaussichten
Liegt die OP schon mehrere Jahre zurück sollte man im Normalfall ein Leben ohne Schmerzen führen können und die OP irgendwann einfach vergessen. Die eingschränkte Beweglichkeit und die Narbe bleiben dann das Einzige, was an die OP noch erinnert. Lediglich wenn man es übertreibt mit der Belastung, können auch nach Jahren noch Schmerzen auftreten, zum Beispiel wenn man mit dem Schraubenzieher viele schwergängige Schrauben eindreht.

Die Hand sollte natürlich generell in aller Zukunft nicht überbelastet werden wobei Zugbelastung wesentlich unkritischer ist (z.B. schwere Einkaufstaschen tragen) als Druckbelastung (z.B. Aufstützen) weil die Zugkräfte über die langen Sehnen der Finger übertragen werden während die Druckkräfte über die Knochen übertragen werden.


Operationsmethoden

Einige dieser Methoden sind wenig erfolgversprechend (Verkürzungsosteotomie, Becksche Bohrungen, Einsatz einer Sehne)
Andere Methoden wendet man nur im Endstadium an, wenn die Versteifung (Arthodese) der Hand nicht mehr zu umgehen ist oder wenn man die Schmerzen nicht in den Griff bekommt. (Denervierung)
Prothesen (Einsatz von künstlichem Knochen) funktionieren in der Regel einige Jahre gut, danach treten aber erneut Probleme auf.

Hier wird nur eine erfolgversprechende Methode detaillierter beschrieben:

Transposition des Os pisiforme

Technik
Bei dieser OP wird das Os pisiforme (Erbsenbein) in das Os lunatum (Mondbein) implantiert.

Das Erbsenbein ist ein sogenanntes Hypomochlion (grichisch: Hebel)
Wie auch die Kniescheibe dient es dazu, den Ansatzpunkt einer Sehne vom Knochen abzuheben, so dass durch den verbesserten Winkel eine größere Zugkraft über die Sehne ausgeübt werden kann. Das Erbsenbein ist für die Hand nicht unbedingt erforderlich. Wird es entfernt, hat man danach u.U. kaum merklich weniger Kraft bei der Volarflexion (Abwinkeln der Hand zur Handfläche hin)


Verlauf
Die Hand wird von der Palmarseite (Handfläche) her operiert.
Dann wird das Mondbein geöffnet und alles tote Material "herausgelöffelt".
Es wird nur die Corticalis (siehe Abschnitt Anatomie) und eventuelle noch lebende Teile des Knochens übriggelassen.

Das Erbsenbein wird unter seiner Sehne "herausgeschält".
Der Gefäßstil (Arterie & Vene) des Erbsenbeines, der den Knochen mit Blut versorgt, wird mehrere Zentimeter lang bis in den Unterarm freipräpariert.
Dann wird das Erbsenbein an seinem dünnen Gefäßstil hängend in das Mondbein hineingesetzt.
Das Erbsenbein wird so nie von seiner Blutversorung abgetrennt.
Falls noch Platz im Mondbein übrig bleibt, wird noch aus dem Beckenknochen Spongiosa (siehe Abschnitt Anatomie) herausgelöffelt und das Mondbein damit aufgefüllt.

Die Operation erfordert einen erfahrenen Chirurgen.
Dauer: ca 3 Stunden.
Nach der OP bekommt man ein Medikament z.B. Paracefan (Clonidin) zur Steigerung der Durchblutung damit das Erbsenbein gut anwächst.


Erfolgsaussichten
Bei dieser Operation wird der Defekt mit körpereigenem lebendem Material gefüllt, was bessere Ergebnisse erzielt als eine Knochenprotese aus Kunststoff.

Wird diese OP im Stadium 0 oder 1 ausgeführt, hat man sehr gute Aussichten. Die Langzeit Ergebnisse hängen dann nur davon ab, wie weit der Knorpel des Mondbeines schon Schaden genommen hatte. (siehe Abschnitt Anatomie)

Auch im Stadium 2 ist die Transposition des Os Pisiforme eine empfehlenswerte Therapie.

Ist die Lunatummalazie bereits ins Stadium 3 fortgeschritten, das heißt wenn die Corticalis bereits zerstört ist und das Mondbein in mehrere Splitter zerfallen ist, müssen dessen Überreste komplett entfernt werden. Dann ist es möglich, das Erbsenbein anstelle des Monbeines einzusetzen. Es wird also das Erbsenbein nicht in das Mondbein EINgesetzt, sondern es ERsetzt das Mondbein komplett. Da das Erbsenbein aber kleiner ist als das Mondbein, füllt es den Platz nicht vollständig aus. Es kann daher nach einigen Jahren erneut zu Beschwerden kommen, da die Handwurzelknochen mit einem "nicht passenden" Ersatzknochen keine sauberen Gelenke bilden können, was zur Arthrose führt.

Röntgenbilder

Vor der OP: Stadium 3
roter Pfeil : Das Mondbein ist bereits zersplittert
blauer Pfeil : Erbsenbein
(überlagert vom Dreieckbein)

Nach der OP: Das Erbsenbein (blauer Pfeil)
wurde anstelle des Mondbeines eingesetzt.
(Im Hintergrund ist die Gipsschiene zu sehen)

 

Schlusswort

Wenn bei dir Lunatummalazie diagnostiziert wurde: keine Panik!
Das Schlimmste, was selbst nach Jahren passieren kann, ist eine Versteifung des Handwurzelgelenks.
Die Finger sind davon aber nicht betroffen.
Man kann selbst mit einem völlig steifen Handgelenk gut leben.
Bei rechtzeitiger Operation kann ein Großteil der Beweglichkeit erhalten bleiben.

Es gibt wesentlich schlimmere Krankheiten, wie z.B. Rheuma, das auch Gelenkschmerzen verursacht, das aber über die Jahre zu einer völligen Zerstörung und Verkrüppelung aller Gelenke führt. Sei also froh, daß du kein Rheuma hast, sondern "nur" eine Lunatummalazie!

Ein altes Sprichwort sagt:
Ich glaubte, mir ging es schlecht, weil ich keine Schuhe hatte, bis ich einen sah, der keine Füße hatte.

Medizinische Studien

Es gibt eine Menge Veröffentlichungen zu den verschiedenen OP-Methoden bei Lunatummalazie.
Um diese Texte zu verstehen, ist allerdings ein Medizinstudium erforderlich!
Außerdem ist das Bestellen der Texte kostenpflichtig.

Im Internet kann man kostenlos die "Abstracts" (Zusammenfassungen) der medizinischen Texte lesen

Man kann dort folgende Suchwörter benutzen:




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