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The war is over – und jetzt?                             

Das Kriege die Völker einigen und Schultern aneinander bringen ist bekannt. So war denn laut amerikanischen Medien ganz Amerika eine eintönige, kraftvolle Kriegsgurgel, die „Kill Saddam“ schreit und gemäss Saddams ehemaligem Dauerwerbesender „TV Irak“ hallten unablässig Parolen wie „Tod den Invasoren“ durch das Tigristal. Ja und so ähnlich erging es auch uns, hier in der  unbescholtenen Schweiz. Da gingen hunderttausende auf die Strassen, schwenkten ihre Transparente, wedelten mit Palästinensertüchern in einer grossen Atmosphäre aus friedlichem Widerstand gegen die USA, boykottierten Mc Donalds und Coca Cola und Tommy Hilfiger und so ähnliches mehr und schon witterten optimistische Widerstandsaufrufer Morgenluft für eine aktive, einsatzbereite Friedensbewegung aus kritischen Kantischülern und Studenten. Und dann sowas: nach nicht 3 Wochen ist Saddam gestürzt, Bagdad befreit und Basra zerstört, der Krieg ist vorbei, eine Exilregierung und ein paar amerikanische Ölfirmen werden für den Wiederaufbau stationiert und es herrscht Friede, Freude und Demokratie im Irak. Da stellt sich die heikle Frage; haben die  Amis mit ihren barbarischen Mitteln nicht gerade das erreicht, was wir dem Irak mit friedlicheren Mitteln wünschten? Von den US-Ölfirmen mal abgesehen? Sind nicht alle unsere Forderungen für die Iraker erfüllt? Friede, Freiheit und kein Saddam mehr? Wir können unsere Transparente also einpacken, kein ungerechtfertigter Krieg mehr, keine toten Kinder, kein Aufrüsten mehr. Die Welt wurde besser, zumindest für einen kurzen Moment und das ausgerechnet wegen dieser (in der Tat) so unfähigen Bush-Administration. Jetzt stehen sie im Regen, diese Demo Organisatoren, „Revolutionskind Alain (16): Ich spürs im kleinen Zeh, es bewegt sich etwas“ (O-Ton Tages Anzeiger) spürt jetzt nur noch die Tropfen auf den Schuhen und viele seiner Mitdemonstranten werden wohl, ob früher oder später, wieder Nike Turnschuhe kaufen, Camel Zigaretten rauchen und Coca Cola trinken. Es scheint wie eine Fussball-Weltmeisterschaft; 2 Monate DAS Gesprächsthema, alle denken gleich, Euphorie und Resignation geben sich die Hand, dann das Finalspiel, und schon ist alles aus, finito.  Alle unsere Gemeinschaftsgefühle mit den jungen und alten Mitdemonstraten sind fort, aus und vorbei, kein zuversichtliches Schielen mehr auf eine Weltveränderung hin, kein 5 vor 12 Ambiente mehr. Was bleibt noch zu tun? unser Leben wird schrittweise wieder reamerikanisiert und man muss sich noch eingestehen, dass man weder in Washington noch in Bagdad irgendetwas erreicht hatte, beide trotzdem das taten, was sie wollten und Bush nun zu allem Übel als glanzvoller Sieger dasteht. (wenn der Friedens-Nobelpreis amerikanisch wäre, er würde ihn mit Sicherheit bekommen)

Der kleine wurde wiedermal übertölpelt von den grossen Dummen dieser Welt und unsere Realität schränkt sich schrittweise wieder ein auf  das mühsame Aufstehen, das elende Prüfungsschreiben, auf die Wochenendplanung, auf Hollywood-Filme, aufs Flirten und Intrigieren. Ja, wir sind verdammt unpolitisch geworden und daran wird sich in Zukunft wohl auch nichts ändern, wenn der nächste gottverdammte „Präventivschlag“ unserer paranoiden Weltbeherrscher und ihren Anhängseln wieder nach 3 Wochen beendet wird. Nun liebe Demonstranten, bleibt „chnuschber und BUSHber“ bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heisst „good against evil: war on Iran/Syria or North Corea . Coming soon on your local TV network“

 

© by culunder/nils 2003